Im Second-Screen-Film „APP” ist die Smartphone-App „Iris” der Bösewicht.Das Kino ist neben dem Flugzeug einer der wenigen Orte, wo die meisten Menschen ihr Smartphone ausstellen. Im holländischen Film „APP” gilt das Gegenteil: Wer alles mitbekommen will, installiert vorab eineApppassend zum Film. Diese schickt während des Films zahlreiche Zusatzinformationen auf den Mini-Bildschirm, den sogenannten Second Screen (zu deutsch: zweiter Bildschirm). Die SMS der Filmfiguren mitlesen, eine zweiten Kameraperspektive betrachten oder zwei Schauplätze gleichzeit erleben – vieles ist damit möglich. Aber: Nervt das oder ist es die Zukunft des Kinos? COMPUTER BILD-Redakteurin Daniela Leistikow macht den Selbstversuch.Gruselige BeleuchtungDas Popcorn in der einen, die Cola in der anderen Hand – wohin da noch mit dem Smartphone? Da bleibt nur Platz auf dem Schoß, wo mein iPhone mein Gesicht von unten beleuchtet, wie eine Taschenlampe beim Gruselgeschichten-Erzählen am Lagerfeuer. Das passt zwar zu einem Thriller wie „APP”, würde aber bei einer romantischen Komödie stören. Die ersten 15 Filmminuten bleibt mein Second Screen außerdem erst einmal leer, denn die App hat Verbindungsprobleme. „APP”-Hauptfigur Anna wäre darüber wohl froh.Darum geht’s in APPNach einer wilden Party entdeckt Psychologiestudentin Anna eine mysteriöse App auf ihrem Smartphone. „Iris” wirkt zunächst praktisch, aber terrorisiert Anna schon bald. Die App meldet sich in der Vorlesung ungefragt zu Wort, zeichnet heimlich peinliche Videos auf und verschickt sie an den gesamten Freundeskreis. Das Mini-Programm verbreitet sich wie einVirusvon Telefon zu Telefon – mit tödlichen Konsequenzen.Jonglieren mit Handy und KonzentrationAnfänglich macht das Second-Screen-Konzept von „APP” viel Spaß: Das Smartphone blinkt nur selten auf und der Zuschauer kann sich problemlos auf die Handlung konzentrieren. Gerade zum Ende hin wird das aber immer schwieriger. Ständig das Smartphone vom Schoß aufheben, dabei den großen Bildschirm nicht aus den Augen verlieren und den Dialogen folgen – das ist anstrengend. Dabei in den Film einzutauchen und zu vergessen, dass man gerade im Kino ist? Kaum möglich.Auf Tatort-NiveauDas zweite große Manko von „APP”: Abgesehen von der ansprechenden Idee, dass ein Klon von Apples-Sprachassistent „Siri” seine Nutzer terrorisiert, hat der Film wenig zu bieten. Die Figuren sind so eindimensional wie in einem durchschnittlichen „Tatort”. „APP” überrascht den Zuschauer auch nicht mit durchdachten Wendungen in der Handlung, sondern höchstens mit dem Timing der nächsten Smartphone-Einblendung. Besonders dem Ende ist anzumerken, dass die Drehbuchschreiber gerne eine Art „Final Destination” fürsdigitaleZeitalter erschaffen hätten. Leider ist deren Einfallsreichtum offenbar noch begrenzter als das Filmbudget, wie am besten die Szenen im Schwimmbad zeigen. Wie sehr mehr Geld die Geschichte verbessert, zeigt sich in Kürze: „APP” soll bald in Hollywood neu verfilmt werden. Vorher läuft das Original allerdings noch im deutschen Fernsehen.Alle getesteten Fernseher bis 1.000 Euro im Detail12 TV-GeräteFernseher für unter 1.000 Euro im DetailAusstrahlung im Free-TVAm 26. Mai ist „APP” um 22.15 Uhr im ZDF-Montagskino zu sehen, gleich nach dem „heute journal”. Dessen Moderatoren sollen die Zuschauer motivieren, die dazugehörige App vorab zu installieren. Das Second-Screen-Erlebnis funktioniert nämlich auch zu Hause: Das kostenlose Miniprogramm lauscht ähnlich wie dieMusikerkennungs-App „Shazam”auf die Umgebungsgeräusche. Hat Sie Zugriff auf das Mikrophon des Smartphones, kommen die Zusatzinhalte im richtigen Moment an.Experiment statt ZukunftsvisionInsgesamt wirkt „APP” eher wie ein Experiment – mit wenig Ambitionen dabei auch ein fesselnder Film zu sein. Die Story steckt voller Ungereimtheiten und die Second-Screen-App lenkt den Zuschauer zu oft ab. Regisseur Bobby Boermans hat mit „APP” Pionierarbeit geleistet, aber ein smarter Film mit Smartphone lässt noch auf sich warten.

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